Diamonds of Impotence, 08/2015

Als eine der bekanntesten Handgesten der Welt wird die sogenannte „Raute der Macht" bezeichnet, welche von Angela Merkel vermehrt bei Fototerminen benutzt wird. Eine Art geheimnisvolles Markenzeichen, zu dem die Kanzlerin selbst nicht viel verraten möchte, außer dass es eine „gewisse Symmetrie birgt". Und so bitte ich die außen vor gelassenen Bewohner von dem Duisburger Problemviertel Marxloh während des zweistündigen Bürgerdialogs, sich mit dem ominösen Zeichen auseinanderzusetzen, es aus dem Gedächtnis heraus zu bilden und mit mir über dessen Bedeutung zu plaudern. Für die Befragten kommen u.a. folgende Möglichkeiten in Frage: Ein Herz für Deutschland, Entspannung, leere Versprechen, weibliches Geschlechtsorgan, geheimes Illuminatenzeichen.






Gegen 15 Uhr öffnen sich die Türen des Montans. Die Bundeskanzlerin, die aufgebrachte Stimmung der Menge ahnend, eilt in eine der drei schwarzen, gepanzerten Audi-Limousinen. Anfangs noch überwiegend positiv begrüßt, wird sie jetzt mit Pfiffen und „Merkel, du Hure"-Rufen verabschiedet. Es mag aber auch daran liegen, dass die Kinder mittlerweile schulfrei haben. Als ich mir am Abend die Nachrichten anschaue, ist von der allgemeinen Empörung nicht mehr viel zu hören. „Konkrete Zusagen" soll sie gemacht haben, verrät einer der Merkel-Interviewer dem ZDF. Ich muss an meine Handmodels denken. „Nichts wird sich hier danach ändern", hieß es ohne Nachfrage in beinahe jedem Interview. Eine Perfekte Inszenierung also, eine kleine Fingerübung im kommenden Wahlkampf? Beim Anblick der ganzen dilettantischen Marxloher Rauten fällt mir plötzlich der passende Titel ein.


      
                                                                           
                                                                    
                                                                     ︎